Hallo und herzlich willkommen im Blog von natalehle.de. Schön, dass Sie vorbeischauen. Heute stelle ich Ihnen ein weiteres Kreativprojekt aus meiner Reihe „Ein Jahr mit Blumen“ vor. Für jeden Monat des Jahres steht eine Blume, und im Mai ist es die Iris.
Die Iris, oder auch Schwertlilie genannt, gehört zu der Familie der Schwertliliengewächse, sie ist mit Lilien nur sehr entfernt verwandt. Die Namensgeberin der Gattung ist die griechische Göttin
des Regenbogens. Die Iris-Arten sind sehr umfangreich. Für mein Aquarellbild habe ich ein Exemplar der Bart-Iris ausgewählt, einige davon wachsen auch in meinem Garten. Die Bart-Iris sind
farbenfrohe Gewächse mit sehr auffälligen, meist großen Blüten, die ab Mai die Gartenbeete zieren.
Mein Aquarellbild hat eine Gesamtgröße von 13 cm x 18 cm, die Skizze dazu finden Sie am Ende dieses Blog-Artikels. Meine Skizze habe ich anhand von mehreren eigenen Fotografien erstellt. Dabei
habe ich versucht, die Blütenform der Iris möglichst einfach und in der für sie charakteristischen Form darzustellen.
Zusätzlich zu der Skizze in Bleistift habe ich eine zweite Skizze mit Tonwerten erstellt. Tonwerte geben Hell-, Mittel- und Dunkelkontraste einer Farbe wieder. Durch eine korrekte Anwendung der
Tonwerte (von einer oder mehreren Farben) kann man, zum Beispiel, die Dreidimensionalität eines Objekts darstellen. Die Tonwertabstufungen in der Aquarellmalerei erreicht man durch das Verdünnen
der Farbe mit Wasser, d. h. je mehr Wasser man zu der Farbe hinzufügt, desto heller wird der Ton.
Die unterschiedlichen Tonwerte einer Farbe sind für das Auge am besten erkennbar, wenn man die jeweilige Farbe in Schwarz-Weiß umwandelt. Dieses kann man auf unterschiedliche Art und Weise erreichen. Arbeitet man nach Fotos, dann kann man sie mit einem Bildbearbeitungsprogramm entsprechend anpassen. Man kann aber auch Filterfolien, die man in der Fotografie verwendet, vor das Auge halten. Die rote Filterfolie zeigt die Grauabstufungen aller Farben außer Rot; die grüne Filterfolie verwendet man für die rote Farbe. Farbkontraste lassen sich außerdem verstärken, indem man die Augen zusammenkneift.
Meine Skizze mit den Tonwerten ist nicht vollständig. Sie bietet mir aber Anhaltspunkte für die hellsten und die dunkelsten Bereiche in meinem Bild, und zusätzlich dazu ein paar Mitteltonwerte,
so dass ich mich beim Arbeiten mehr auf die eigentlichen Farbkombinationen konzentrieren kann. Das Anfertigen einer solchen Skizze bietet außerdem eine gute Gelegenheit, sich mit dem Motiv
ausführlich zu beschäftigen.
Für mein Projekt verwende ich Aquarellpapier (300g/m²), Künstleraquarellfarben in Gelborange (engl. Gamboge), Dunkelrot (engl. Indian Red), Brillantblauviolett (engl. Dioxazine Purple),
Kobaltblau, runde Aquarellpinsel in den Größen 6 und 8, eine Schreibfeder, einen Bleistift, blaue Maskierflüssigkeit und eine Reißfeder für das Auftragen der Maskierflüssigkeit.
Für mein Irismotiv wende ich in den ersten Arbeitsschritten die Nass-in-Nass-Technik an. Um die hellsten Bereiche auszusparen, trage ich als Erstes die Maskierflüssigkeit auf. Sie sorgt dafür, dass diese Bereiche bis zum Schluss weiß bleiben.
Die Maskierflüssigkeit trage ich mit einer Reißfeder auf. Ich empfehle für das Auftragen der Maskierflüssigkeit keinen Pinsel zu verwenden, da sie von den Pinseln sehr schwer (oder gar nicht) zu
entfernen ist. Im Künstlerbedarf gibt es Maskierstifte, falls man keine Reißfeder zur Hand hat.
Die Maskierflüssigkeit muss komplett getrocknet sein, bevor man mit dem Malen beginnt. Um diese Zeit sinnvoll zu nutzen, erstelle ich während der Wartezeit eine Farbkarte auf einem Reststück
meines Aquarellpapiers, auf der ich die von mir im Aquarellbild verwendeten Farben miteinander mische. So kann ich verschiedene Farbkombinationen ausprobieren.
Im nächsten Schritt, nachdem die Maskierflüssigkeit getrocknet ist, trage ich den ersten Farbauftrag auf die Blütenblätter der Iris auf. Ich arbeite in der Nass-in-Nass-Technik und male die
Blütenblätter einzeln nacheinander. Ich lasse die aufgetragenen Farbschichten trocknen, bevor ich mit dem nächsten Farbauftrag beginne. Die Farben Dunkelrot und Brillantblauviolett lasse ich
direkt auf dem Papier miteinander vermischen. Das Gelborange verwende nur sehr sparsam.
Bei der Nass-in-Nass-Technik können nach dem Trocknen zwei Arten von Rändern entstehen. Auf dem feuchten Malgrund verteilt sich das Pigment überall dort, wo vorher Wasser aufgetragen wurde.
Trifft das Pigment auf den trockenen Malgrund, entsteht dabei ein sogenannter „harter“ Rand. Er ist klar definiert und grenzt sich deutlich von den anderen Bereichen auf dem Bild ab. Manchmal ist
es erwünscht, so wie bei den Rändern der Blütenblätter der Iris. Möchte man das vermeiden (wie z. B. im Inneren der Blütenblätter), verfährt man folgendermaßen: nach dem Farbauftrag wäscht man
den Pinsel aus und verteilt die noch feuchte Farbe auslaufend mit dem im klaren Wasser angefeuchteten Pinsel auf dem Papier. Dadurch entsteht ein sogenannter „weicher“
Rand.
Als Nächstes male ich den Stiel der Iris. Dafür erstelle ich ein lebendiges Grün aus Gelborange und Kobaltblau. Fügt man Dunkelrot hinzu, dann erhält die Mischung bräunliche Nuancen.
Im nächsten Schritt intensiviere ich den Kontrast im Bild, d.h. ich definiere zuerst die dunkelsten Bereiche des Motivs und passe dann die Mittelwerte dem Gesamtbild an. Dabei dient mir meine Skizze mit den Tonwerten als Orientierung.
Um Harmonie in mein Bild zu bringen, verwende ich in diesem Stadium alle vier Farben auf dem gesamten Motiv. Zum Beispiel füge ich Kobaltblau zu der Mischung aus Dunkelrot und Brillantblauviolett
hinzu. Dadurch erhalte ich ein sehr dunkles Violett auf den unteren Blütenblättern der Iris. Dasselbe Kobaltblau (sowie die restlichen drei Farben) habe ich bereits auf dem Stiel der Irispflanze
verwendet. So wirken die Farben nicht nur lebendig, sondern bilden zusammen eine Einheit.
Als Nächstes gestalte ich die Staubblätter und verleihe den Blütenblättern Struktur. Für die Staubblätter verwende eine Mischung aus Gelborange und Dunkelrot. Die Maserung der Blütenblätter soll
einen unregelmäßigen Charakter aufweisen. Dafür ist eine Schreibfeder bestens geeignet. Hat man keine zur Hand, dann verwendet man einen sehr feinen Pinsel.
Bevor ich die Maskierflüssigkeit entferne, arbeite ich das Motiv ein wenig detaillierter aus. Da, wo es nötig ist, verstärke ich den Kontrast. Außerdem erhalten die Blütenblätter einen letzten
Farbauftrag, damit deren Maserung sich harmonischer ins Bild einfügt.
Im letzten Schritt entferne ich die Maskierflüssigkeit (sie lässt sich mit dem Finger abreiben) und passe die so entstandenen Glanzlichter dem Gesamtbild an.
Mein Irismotiv ist jetzt fertig. Ich hoffe, Sie probieren es auch aus, und ich wünsche Ihnen viel Freude dabei!
Vielen Dank für Ihren Besuch in meinem Blog. Ihre Natalia